Letzte Aktualisierung: 4. November 2024 Text: Ingrid Blum
«Komm jetzt sofort hierher, aber plötzlich!» Wütend stemmt der junge Mann die Hände in die Seiten, die Ungeduld steht ihm ins Gesicht geschrieben, der Oberkörper ist nach vorne geneigt.
Weiter hinten, auf der Hundewiese, bewegt sich in Richtung des Mannes ein mittelgrosser Hund. Sein Gang ist gemächlich, der Kopf gesenkt, sodass es aussieht, als würde er auf dem Boden schnüffeln. Die anderen Hunde um ihn herum beachten ihn kaum. Je wütender und lauter der Mann wird, desto langsamer läuft der Hund. Macht er es extra? Will er provozieren?
Eine Brause die unters Fell geht
Als erster Armaturen- und Brausenspezialist hat hansgrohe gemeinsam mit Tierärzten und -Psychologen, Hundefrisören und -Besitzern eine Handbrause speziell für den besten Freund des Menschen entwickelt. Der innovative Brausekopf verfügt über lange Streichelnoppen, durch die das Wasser gezielt an die schmutzige Stelle und sogar bis tief in das Unterfell gelangt. Durch das Bewegen der Brause wird der Vierbeiner sanft «saubergestreichelt». Auch Shampoo-Rückstände im Fell werden zuverlässig entfernt und Reizungen der Haut werden vorgebeugt. Somit wird die Hunde- dusche mit der DogShower nicht nur effektiver und gründlicher, sondern auch zum stressfreien und angenehmen Erlebnis für Zwei- und Vierbeiner.
Deeskalierend
Der junge Mann ruft seinen Hund heran, weil er gleich einen geschäftlichen Termin hat und er deshalb den Spaziergang beenden muss. Damit sich sein dreijähriger Hund mit Artgenossen austoben kann und danach müde sein soll, ist er extra mit ihm auf die Hundewiese gegangen. Und jetzt das!
Dass der Mann einen wichtigen Termin hat, kann der Hund nicht wissen und er könnte damit auch nichts anfangen. Was der Mann seinem Hund sendet, ist: aggressives Verhalten. Damit ist gemeint, dass das Körperbild des Mannes eine klare Bedrohung ausdrückt, welche vom aggressiven, lauten Ton noch unterstützt wird. Der Hund empfängt die Botschaft und antwortet prompt mit: Beschwichtigung. Er läuft langsam, senkt den Kopf und deutet ein Schnüffeln an. Diese klaren Signale wirken unter Hunden deeskalierend. Auf der Hundewiese verlangsamt er seine Bewegungen auch gezielt, damit die anderen Hunde durch einen Sprint nicht zum Nachhetzen animiert werden und dadurch eine gefährliche Situation entstehen könnte. Dem Hund ist also eine sehr gute und klare Körpersprache eigen, die er bewusst einsetzt und damit von seinen Artgenossen verstanden wird.
Menschlich – hündisch
Was passiert nun aber, wenn der verärgerte Besitzer den Hund straft, wenn er bei ihm ankommt? Der Hund ist durch die ausgesandte Aggression des Halters bereits verunsichert, da er diese nicht mit einer Handlung seinerseits verknüpfen kann. Um den Halter zu besänftigen, die Situation zu entschärfen, hat er seine Körpersprache klar eingesetzt, was die Hunde verstanden haben. Jetzt wird er von seinem Halter dafür gestraft, d.h. das aggressive Verhalten des Menschen steigert sich noch, trotz klarer Beschwichtigung des Hundes. Der Vertrauensbruch ist besiegelt, die Verunsicherung perfekt, da der Hund für sein gutes Verhalten gestraft wird.
Aus der Sicht des Hundes war sein Verhalten absolut richtig und überlebenswichtig. Aus der Sicht des Halters benahm sich sein Hund undankbar und ungehorsam, ja geradezu provokativ. Der junge Mann gehört zu jenen Hundehaltern, die Hunde nicht vermenschlichen wollen – aber genau dies tut er gerade. Er unterstellt seinem Vierbeiner menschliche Absichten, die dazu noch überaus negativ sind.
Das schlechte Gewissen
Mit geducktem Körper, fragendem Blick, tief wedelnd und hechelnd «begrüsst» der junge Hund die nach Hause kommende Besitzerin. Die Schuhe liegen zerbissen bei der Eingangstüre, vom zuletzt gelesenen Buch existieren viele kleine Papierfetzen, die in mehreren Räumen verstreut sind. Die Besitzerin hebt den Zeigefinger und schimpft: «Pfui ist das, was soll die Sauerei! Mach das nicht noch mal! Böser Hund!» Die Frau ist überzeugt, dass der junge Hund genau weiss, was er gemacht hat und sich nun scheinheilig einschmeicheln möchte, indem er sein «schlechtes Gewissen» zeigt.
Auch die Frau möchte ihren Hund nicht vermenschlichen – aber genau dies tut sie gerade. Sie unterstellt ihrem jungen Hund, dass er aus Protest, weil er zu Hause bleiben musste, die Sachen kaputt gemacht hat. Der junge Hund ist nicht ans Alleinsein, was für jeden Hund schwierig ist und überhaupt nicht seiner Art entspricht, gewöhnt worden. Er war total überfordert, woraus Angst entstand, die Stress verursachte, und versuchte, diesen durch Knabbern und Kauen abzubauen.
In dieser emotionellen Stimmung der Angst kam die Besitzerin zurück, die auch gleich noch schimpfte, kaum war sie da. Der junge Hund macht sich klein, wedelt langsam mit tiefer Rute, was in seiner Sprache auf Artgenossen besänftigend wirkt. Das Wedeln ist bei diesem Bild kein Ausdruck von Freude, sondern ein Ausdruck emotional negativer Stimmung und Unsicherheit. Das Hecheln ist ein starkes Stress-Anzeichen, die weit aufgerissenen Augen ebenfalls. Die Frau sollte sich bewusst sein, dass Emotionen nicht bestraft werden können.
Ohne Vorwarnung?
Das Kind umarmt den Hund, schmust mit ihm und drückt ihn fest an sich. Der friedliche, geduldige Hund verhält sich lange Zeit ruhig. Dann fängt er an, sich vermehrt die Nase zu lecken, wendet den Kopf ab, gähnt wiederholt, blinzelt, gähnt wieder, hebt die Lefzen, knurrt ... und schnappt zu.
Das Ganze spielt sich auf Kopfhöhe des Kindes ab, da dieses den Hund ja umarmt und er sich aus dieser unangenehmen Lage befreien möchte. Das Kind kommt mit einer Schramme und dem Schrecken davon, der Hund gilt jetzt als unberechenbar, was in keiner Weise der Tatsache entspricht. Man hätte lange vor dem Schnappen sehen können, dass es dem Hund eindeutig zu viel und zu eng war. Die sehr deutlichen Signale hätten beachtet werden müssen.
In dieser Situation wurde die Sprache des Hundes sträflicherweise total ignoriert. Das Kind hätte mit dem Hund nicht allein sein dürfen!
Sprechen mit dem Körper – Körpersprache
Hunde sind in der Lage, einem anderen Artgenossen schon von weitem mitzuteilen, wie sie gestimmt sind. Dazu benutzen sie ihre Körpersprache. Als hochsoziale Tiere leben ihre Vorfahren, die Wölfe, in Familienverbänden. Um Konflikte zu vermeiden und die Unversehrtheit der einzelnen Rudelmitglieder zu bewahren, verfügen sie über eine facettenreiche Kommunikation. Auch unsere Haushunde verständigen sich durch körpersprachliche Signale, die weltweit unter Hunden verstanden werden können. Sie setzen ihre Körpersprache auch gegenüber uns Menschen, anderen Tieren, bzw. gegenüber der belebten und unbelebten Umwelt ein.
Wir Menschen machen dies genauso, nur dass wir grösseres Gewicht auf die verbale Kommunikation legen als auf die nonverbale. Wir glauben, dass andere Lebewesen unsere verbale Sprache verstehen und darauf richtig reagieren. Wir können lauter oder handgreiflich werden, wenn unsere Botschaft falsch oder nicht ankommt. Oft ist uns nicht bewusst, dass Hunde, übernommen aus anderen Ländern, vielleicht überhaupt noch keine verbale Sprache kennen. Da Hunde schon so lange mit dem Menschen zusammenleben, macht man sich leider oft zu wenig Gedanken über die Körpersprache. So erstaunt es nicht, dass viele Menschen glauben, der Hund könne ausschliesslich bellen und wedeln, jaulen und knurren.
Signale – Lebensversicherung der Hunde
Hunde drücken ihre Emotionen durch Körpersprache aus. Es gibt viele Signale, die unterschiedlich eingesetzt werden. Um besser verstehen zu können, muss man immer die ganze Situation im Kontext betrachten.
Im Alter von etwa acht Wochen sind die Signale bei Welpen vorhanden. Auch blind geborene Hunde haben die Signale. Nun gilt es, für jedes Individuum herauszufinden, welche Signale in welcher Situation und gegenüber wem die passende Antwort bringen. Unter Artgenossen funktionieren beschwichtigende Signale meistens problemlos. So schätzen es Hunde, wenn sich andere nicht frontal, sondern im Bogen nähern. Ein direktes Anstarren gilt nicht als beschwichtigend, sondern als Herausforderung, weshalb also bei freundlichem Verhalten der Blick bei Hunden abgewendet wird. Ganz anders nähern sich oft Menschen, welche Angst vor Hunden haben oder sich über Hunde freuen. Sie sehen direkt in die Augen des Hundes, was für diesen eine Bedrohung darstellt und er deswegen vielleicht Distanz fordernd knurrt. Menschen, die mit Fremden im Lift fahren, versuchen meistens, den Blick auf die Armbanduhr, auf den Boden oder sonst wohin zu richten, bloss nicht direkt in die Augen der anderen Fahrgäste.
Langsame Bewegungen können Konflikte ausbremsen und oftmals erstarrt ein Kleinhund völlig in seinen Bewegungen, wenn ein grösserer Artgenosse ihn beschnuppert. Was aussieht wie eine Spielaufforderung, kann beim genauen Hinsehen allerdings auch eine Beschwichtigungsgeste sein. Sollte der Mensch dies falsch deuten und seinen Hund animieren wollen, doch endlich mit dem anderen zu spielen, könnte die Situation ganz schnell eskalieren.
Schnüffeln ist nicht immer schnüffeln. Oft sieht man diese Schnüffel-Bewegungen, die an ein Körner pickendes Huhn erinnern, bei Kleinhunden, wenn sie an grösseren Hunden vorbeigehen müssen. Hunde schnüffeln auch auf Hundeplätzen, wenn sie die Situation schlecht aushalten. Leider rucken Menschen dann oft brutal am Halsband und verbieten dem Hund dieses Beschwichtigen. Die Situation wird für den Hund unerträglich, was zur Konsequenz hat, dass er von seinem Menschen weg will, anfängt zu bellen oder winseln. Der Mensch straft dann wieder dieses unerwünschte Verhalten, was für den Hund schlicht und ergreifend Folter bedeutet.
Sehr starke und deutliche Körper-Signale sind das Hinsetzen und das Hinlegen. Beobachten kann man diese Kommunikationssignale sehr schön bei Hundemüttern, denen die Welpen grad zu wild werden. Durch das Hinsetzen, mit dem Rücken zu den Welpen, versucht die Mutter zu beschwichtigen. Mit viel Geduld und immer wieder wechselndem Ort zeigt sie durch das Hinsetzen gewollte Ruhe an.
Darf er knurren?
Wenn ein Hund den mit ausgestreckter Hand auf ihn zukommenden Fremden anknurrt, geraten viele Hundehalter in Panik, weil sie Knurren als aggressives Verhalten einstufen. Was dann passiert, ist leider viel zu oft der Fall: Mensch bestraft Hund für das Knurren. Für den Hund bedeutet dies, dass seine Warnung die falsche Wirkung erzielt. Passiert dies immer wieder, wird der Hund vielleicht das Knurren weglassen, die Emotion dahinter ist aber noch da. Das könnte dann so ausgehen, dass der Hund eben nicht mehr durch Knurren warnt, sondern gleich zum nächsten Schritt geht ...
Senden, empfangen, antworten heisst dann: Fremder sendet durch Körpersprache und ausgestreckte Hand, dass er gleich näher kommt – Hund empfängt die Körpersprache als Bedrohung und warnt, resp. signalisiert «komm nicht näher» – Hundehalter straft die warnende Kommunikation ...
Senden auf: kein Empfang
Körpersprache kann nur so klar sein, wie sie gesendet, empfangen und verstanden wird. Es gibt Hunde, die auf andere immer bedrohlich wirken, weil sie z..B. die Rute gerollt auf dem Rücken tragen oder so dichtes Fell haben, welches seitlich absteht oder ständig einen aufgestellten Haarkamm in Gegenrichtung zeigt. Andere wiederum tragen die Rute geklemmt und wirken ständig unsicher, wieder andere haben so viele Falten im Gesicht, dass sie wirken, als wären sie ständig am Drohen. Viele können wegen der Haare im Gesicht die Kommunikation anderer nicht sehen und sich selber auch schlecht ausdrücken. Hunde, die wenig Haar verlieren, sind durch die Krausen sehr schwer zu lesen. Diejenigen mit grossen Augen, runden Köpfen signalisieren anderen eher: Achtung Jungtier! Wobei die Adulten durch den Geruch ganz anders entlarvt werden. Kurznasige Hunde übermitteln anderen durch die Atemgeräusche eher Gefährlichkeit und solchen ohne Rute fehlt ein enorm wichtiger Emotions-Übermittler.
Wissen und Umsetzung
Bei all den Varietäten in der Hundewelt und den immer neuen Gesetzen ist es klug, so viel über seinen eigenen Hund zu lernen wie nur möglich. Wenn man seinen eigenen Vierbeiner versteht, ihn anhand seiner ihm eigenen Signale einschätzen kann, lebt man entspannter. Beobachtungen am eigenen Hund müssen richtig gemacht werden, Interpretation und Vermenschlichung sind unerwünscht.
Wir sollten beginnen, auf die feinen Signale unserer Hunde zu achten und lernen, richtig darauf zu antworten. Es gibt viele Signale, die wir ganz leicht selber einsetzen können. Damit helfen wir, Unfälle mit Hunden zu vermeiden. Nehmen wir die Hundesprache ernst und lassen auch zu, dass der Hund mal mit «Nein» antwortet. Wenn wir das Gefühl haben, etwas sei für Hunde gut, müssen Hunde dies nicht zwingend genauso sehen.
Stellen Sie sich einfach vor, dass Sie auf Ihre Fragen und Vorschläge immer die aus Ihrer Sicht total falschen Antworten bekämen. Wie fühlten Sie sich dann? Eben.
Quelle: weltdertiere.ch
© Ingrid Blum, Dipl. Hundetrainerin nach Turid Rugaas und Dipl. tierpsychologische Beraterin I.E.T., hundeschule-fee.ch