Letzte Aktualisierung: 8. Oktober 2024 Text: Daniela Poschmann
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«Pack schlägt sich, Pack verträgt sich», heisst es im Volksmund. Aber ist es wirklich so einfach?
Kalte und regnerische Tage sind prädestiniert dafür. Streichen Katzen – zumindest die Freigänger unter ihnen – sonst oft stundenlang durch die Gärten der Nachbarschaft, liegen sie nun den ganzen Tag auf dem Sofa, drehen sich von rechts nach links und stehen nur zum Fressen auf. Einige Vertreter laufen auch dem Frauchen permanent hinterher und buhlen nach Aufmerksamkeit. Die Langeweile steht ihnen förmlich ins Gesicht geschrieben. Wenn dann noch mehrere Katzen aufeinanderhocken, ist es genau wie beim Menschen. Irgendwann geht man sich auf die Nerven und es wird gezickt. Sollte man als Halter dann eingreifen oder sie getreu nach dem Motto «Pack schlägt sich, Pack verträgt sich» einfach machen lassen?
Um das zu entscheiden, heisst es erst einmal beobachten. Der Halter muss sehen, ob es sich um einen echten Kampf oder lediglich um eine spielerische Rauferei handelt. Die Tierpsychologin – und Homöopathin Véronique Hufschmid erklärt den Unterschied: «Beim Spielen wird abwechslungsweise angegriffen und gejagt. Kommt es tatsächlich zu Zoff, äussert sich dies durch Fauchen, Knurren, Tatzenhiebe und Spucken.» Dann sollte der Halter schlichten, allerdings nicht direkt dazwischengehen und auch keine Gegenstände nach den Kontrahenten werfen; das würde sie nur noch mehr in Fahrt bringen. Stattdessen rät die Aargauerin dazu, die Katzen mit ernsthafter Tonlage zu rufen, laut in die Hände zu klatschen oder sie mit Spielsachen wie etwa einer Katzenangel abzulenken und zum Spielen zu motivieren. Sollte das alles jedoch nichts nützen, hilft nur eines: Den besonders streitlustigen Widersacher schnappen und kurz an die frische Luft bringen.
Der Kampf der Geschlechter
Sind die Wohngenossen Weiblein und Männlein, sind die Differenzen übrigens natürlich bedingt. Während Katzen eher spassige Verfolgungsjagden ohne Körperkontakt lieben und sich lange mit einer Feder oder einem anderen Objekt beschäftigen können, zetteln Kater mit Vorliebe wilde Kampfspiele und Rangeleien an. Ein Verhalten, das sich auch auf der Strasse widerspiegelt. Zwar sind Kater dafür bekannt, eher Freunde zu finden und sich gerne sogenannten Bruderschaften anzuschliessen, doch auch dann müssen sie sich untereinander immer wieder beweisen und mehr oder weniger spielerisch ihre Kräfte messen. Stehen sich stattdessen zwei Feinde gegenüber, kämpfen sie bis zum bitteren Ende. So ist es nicht verwunderlich, dass es oft die Kater sind, die die Blessuren nach Hause tragen. Katzen gehen derben Streitigkeiten nach Möglichkeit aus dem Weg, es sei denn, sie oder ihre Jungen sind in echter Gefahr oder das Revier muss verteidigt werden. Dann weiss sich auch das vermeintlich schwache Geschlecht zu wehren. Manchmal ist der Grund aber auch weitaus trivialer, wie Véronique Hufschmid weiss: «Kätzinnen neigen zur Eifersucht, haben Angst, zu kurz zu kommen, da kann es schon mal vorkommen, dass es einen Schlagabtausch gibt.»
Ein blutiges Ende nehmen die Fehden aber selten. Vor allem bei eigentlich befreundeten Tieren bleibt es grösstenteils bei Drohgebärden. Andernfalls müssten sie zumindest vorerst räumlich voneinander getrennt und ein Katzentrainer hinzugezogen werden. Treffen in freier Wildbahn allerdings zwei selbstsichere und unnachgiebige Katzen verschiedener Rudel aufeinander, kann es anders ausgehen. Doch wie immer in der Katzenwelt sind auch in diesem Fall die Ausnahmen fast so häufig wie die Regel und man findet durchaus weibliche Haudegen, die wenig Zuwendung geben, und sensible Kater, die keiner Maus etwas zuleide tun.
Der lautlose Krieg
Wer bisher versucht hat, Assoziationen zur Menschenwelt gar nicht erst aufkommen zu lassen, wird spätestens jetzt scheitern. Denn es geht um den lautlosen Krieg. Und wie könnte es anders sein? Meisterhaft in dieser kätzischen Disziplin sind natürlich die sonst eher friedfertigen Damen. Sie gelten als «Expertinnen» des Mobbings und lassen beispielsweise ihre Kollegen nicht mehr in Ruhe aufs Katzenklo oder stellen sich ihnen überall in den Weg und verscheuchen sie. Das könne so weit gehen, dass sich die Opfer irgendwann gar nicht mehr ins Haus trauten oder aus Angst auf ihren eigenen Schlafplatz urinieren würden, so Hufschmid. In solchen Situationen empfiehlt sie, frühzeitig auf professionelle Hilfe zu setzen, «um die Gründe des Verhaltens zu analysieren und Katzenhalter zu unterstützen, mit klaren Strategien das Verhalten zu korrigieren.» Weitere Infos: www.be-pet.ch.
Quelle: weltdertiere.ch
© Daniela Poschmann ist als freie Journalistin tätig und hat sich auf das spannende Themenfeld «Natur und Tiere» spezialisiert.