Letzte Aktualisierung: 6. November 2024 Text: Dr. med. vet. FVH Luzia Klauser
Unsere Katzen verbringen viele Stunden am Tag damit, sich zu putzen. Sie mögen es schön sauber und widmen deshalb viel Zeit ihrer Fellpflege. Ein gesundes und gut gepflegtes Fell schützt im Sommer vor zu viel Hitze und im Winter vor Kälte. Ihre Zunge ist die ideale Bürste und mit vielen kleinen Häkchen versehen, um das Fell schön zu kämmen und lose Haare zu entfernen.
Ein schönes glänzendes Fell ist ein Zeichen von guter Gesundheit. Was aber, wenn das Fell plötzlich schuppig wird, stumpf oder sogar verfilzt? Nicht immer liegt bei Verfilzungen und Fellveränderungen eine Erkrankung zugrunde. Gerade Langhaarkatzen neigen dazu, schnell zu verfilzen, wenn sie nicht regelmässig gekämmt werden. Das dichte und lange Fell benötigt spezielle Pflege und teils tägliches Bürsten. Aber auch kurzhaarige Rassen sollten regelmässig gebürstet werden.
Das tägliche Ritual stärkt nicht nur die Bindung zwischen Katzen und ihren Haltern, es hat auch einen positiven Nebeneffekt und führt zu schön glänzendem, gepflegtem Fell.
Doch nicht alle Katzen mögen das Bürsten. Kaum ist die Bürste zur Hand, ist die Katze plötzlich unauffindbar. Diesem Effekt kann man gegensteuern, indem man in ganz kleinen Schritten übt und das Bürsten positiv verknüpft. Mit etwas Geduld wird die Fellpflege nicht zur Tortur, sondern zu einem schönen Erlebnis für Katze und Halter. Auch gibt es verschiedene Arten von Bürsten oder auch Handschuhe, um das Kämmen zu erleichtern.
Manchmal können aber auch Krankheiten der Grund für ein ungepflegtes Äusseres sein:
Zahnprobleme
Vor allem ältere Katzen leiden oft an starken Entzündungen im Maul. Durch die Anlagerung von Zahnstein entzündet sich das Zahnfleisch und ist gerötet. Bei starkem Zahnsteinbefall weitet sich die Entzündung auf den Zahnhalteapparat aus und führt zu Parodontitis und letztlich auch zu einer Entzündung des umliegenden Knochens. Dies führt zur Rückbildung von Knochen und Zahnfleisch, sodass die Zahnwurzeln frei liegen und empfindlich werden. Aber auch die starke Zahnfleischentzündung ist schmerzhaft. Jüngere Katzen können ebenfalls betroffen sein. Immer wieder sehen wir in der Praxis auch junge Katzen mit starker Zahnfleischentzündung (Gingivitis- Stomatitis-Komplex) oder FORL (feline odontoklastische resorptive Läsionen). Das Zahnfleisch ist zündrot und sehr schmerzhaft. Zudem haben diese Katzen sehr starken Mundgeruch. Durch diese ganzen Entzündungsvorgänge in der Maulhöhle ist das Putzen für die Katze sehr schmerzhaft und die Katzen reduzieren ihre Fellpflege.
Übergewicht
Manchmal ist die Bewegung der Katzen einfach schlicht eingeschränkt durch starkes Übergewicht. Die tägliche Fellpflege ist nicht mehr möglich, da die Katzen nicht alle Stellen erreichen. Das Fell ist dadurch fettig und kann verfilzen. Oft ist dies vor allem am Schwanzansatz und hinteren Rücken zu sehen. Hier hilft eine Diät und Unterstützung der Besitzer bei der Fellpflege. Leider hat starkes Übergewicht auch andere gesundheitliche Folgen und sollte wirklich ernst genommen werden. Sprechen Sie mit Ihrem Tierarzt über ein geeignetes Futter und die nötige Futterration.
Schmerzen
Auch starke Schmerzen am Rücken oder an anderen Körperstellen hindern die Katzen an ausführlicher Fellpflege. Gerade ältere Katzen leiden sehr oft an Arthrose. Da Katzen sehr gut darin sind, ihre Schmerzen zu verstecken, ist dies meist schwer zu erkennen. Oftmals fallen aber kleine Verhaltensänderungen auf. Wenn die Katze vermehrt schläft, sich nicht mehr so gerne bewegt, nicht mehr so gut hochspringen kann oder auch abweisend auf Streicheln am Rücken reagiert, können dies Hinweise auf Arthrose sein. Hier schafft ein Röntgenbild des Rückens und der Hüfte Klarheit.
Vitaminmangel
Ein gesunder Darm und eine ausgewogene Ernährung sind die Grundlagen für eine gesunde Haut und glänzendes Fell. Fehlen in der Nahrung wichtige Aminosäuren und essentielle Fettsäuren oder andere Mineralstoffe, Spurenelemente und Vitamine, kann dies zu trockener Haut und stumpfem Fell führen. Hier ist wichtig, dass das Futter ausgewogen und hochwertig ist. Leidet Ihre Katze unter Durchfall, Darmentzündungen oder anderen Entzündungen im Magen-Darm-Trakt, können Nährstoffe nicht mehr ausreichend aufgenommen werden und führen zu einem Mangel. Andere Erkrankungen oder innere Parasiten können zu einem erhöhten Bedarf führen, der nicht durch die tägliche Futterration gedeckt ist.
Stoffwechselerkrankungen
Auch eine Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose) oder Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus) führen zu stumpfem und schuppigem Fell. In der Regel zeigen sich bei diesen Krankheiten aber auch noch weitere Symptome wie Gewichtsabnahme, vermindertes oder erhöhtes Fress- und Trinkbedürfnis, vermehrtes Urinieren oder auch Durchfall. Durch den veränderten Stoffwechsel haben die Katzen einen erhöhten Verbrauch resp. Verlust von Nährstoffen und können so den eigenen Bedarf nicht mehr decken. Wird die Ursache der Krankheit behandelt, wird sich dies auch positiv auf die Haut und das Fell auswirken.
Übermässige Fellpflege
Was aber, wenn die Katze sich plötzlich sehr stark putzt und kahle Stellen im Fell zu sehen sind? Zwanghaftes Lecken und übermässige Fellreinigung können auf Juckreiz hindeuten. Die Ursachen hierfür sind vielfältig. Gerade äussere Parasiten wie Flöhe, Haarlinge oder Zecken sind häufige Auslöser. Ebenso Allergien auf Futter oder Umweltallergene. Teils zeigen Katzen aber auch eine Verhaltensstörung durch Stress, welche sich in einem krankhaft gesteigerten Putztrieb äussert (psychogene Leckalopezie) und dadurch zu kahlen Stellen und Hautentzündungen führen kann.
Das regelmässige Bürsten durch die Besitzer hat nur Vorteile und ist gerade bei langhaarigen Stubentigern unerlässlich. Es werden weniger Haare verschluckt, Wohnung und Kleidung bleiben sauber, und Veränderungen im Fell oder am Verhalten können durch die enge Bindung schneller erkannt werden. Ausserdem fördert das Bürsten die Durchblutung und ist eine willkommene Massage für unsere Katzen.
Quelle: weltdertiere.ch
© DR. MED. VET. FVH Luzia Klauser