Letzte Aktualisierung: 19. Februar 2024 oder Dernière mise à jour: 19 février 2024
Bürsten statt baden, Knochen statt Zahnpasta – geht es um die Pflege der flauschigen Stubentiger, scheiden sich die Geister. Während sich die einen auf die Selbstständigkeit der Katze berufen, kämmen die anderen regelmässig ihr Fell und so manch einer putzt ihr gar die Zähne.
Text: Daniela Poschmann
Ein Patentrezept zur Katzenpflege gibt es nicht. Ist die Katze körperlich dazu in der Lage – sprich weder krank noch alt – pflegt sie ihr Fell drei bis vier Stunden täglich selbst. Ihr effektivstes Werkzeug ist ihre mit vielen kleinen Geschmacksknospen bestückte Zunge. Diese Papillen ähneln Häkchen, verleihen der Zunge eine raue Oberfläche und entfernen lose Haare und Schmutz. Hat die Katze allerdings langes Fell, sollte ihr Halter mithelfen, rät die Tierärztin Tanja Warter aus Salzburg: «Wer da nicht nachhilft, läuft Gefahr, dass das Fell verfilzt.»
Denn nach einem Knötchen komme rasch ein zweites und ehe man sich versehe, sei das Fell verfilzt. So könne sich schnell ein Hort für allerlei Parasiten bilden, die sich unter den verfilzten Fellplatten einnisten und zu Hautreizungen, Allergien und anderen unangenehmen Erkrankungen führen können. Daher plädiert Warter dafür, auch Kurzhaarkatzen etwa zweimal pro Woche zu bürsten. Zum einen mit einer Gumminoppenbürste, um abgestorbene Haare zu entfernen, und zum anderen mit einer massierenden Naturhaarbürste. So werde die Katze nicht nur sauberer und das Fell geschmeidiger und glänzender, sondern auch die Haut werde besser durchblutet. Doch was ist, wenn die Mieze sich weigert und ihre Krallen ausfährt? Um das zu vermeiden, sollte man sie von klein auf daran gewöhnen, ihr die Bürste spielerisch näherbringen und sie nach dem Kämmen mit einem Leckerli belohnen.
Entgegen der Meinung vieler Katzencoiffeure ist ein regelmässiges Bad mit Shampoo und anschliessendem Föhnen für die Katze nicht zu empfehlen. Ist die Katze gesund, ist ihr Fell im Regelfall nicht fettig. Abgesehen von der leichten, natürlichen Fettschicht, die das Tier vor Kälte und Feuchtigkeit schützt. Und auch ein mildes Kinderoder ein spezielles Tiershampoo kann Allergien auslösen oder zumindest zu Juckreiz führen. Daher empfehlen vor allem Tierheilpraktiker: Wenn baden, dann nur mit warmem Wasser. Ist der Sofalöwe allerdings mit Reinigungsmitteln oder anderen giftigen Substanzen in Berührung gekommen, die nun in seinem Fell kleben, ist ein Bad wohl unumgänglich. Doch auch hier gilt: Die Katze sollte von klein auf daran gewöhnt sein. Auch wenn sie es liebt, mit fliessendem Wasser zu spielen oder im Regen draussen herumzutoben, ist und bleibt das nasse Element für sie als Wüstentier immer ein wenig suspekt. Dazukommen das angeborene Fluchtverhalten, die Angst vor dem Ertrinken und somit ein erhöhter Adrenalinausstoss, der oft zu heftigen Verteidigungsmanövern führt. Verletzungen des Halters nicht ausgeschlossen.
So weit zur Fellpflege. Wie aber steht es um das Gebiss der Katze? Wie der Mensch, hat sie anfangs Milchzähne. Der Zahnwechsel erfolgt im Alter von drei bis sieben Monaten und nach rund eineinhalb Jahren ist das Raubtiergebiss mit seinen 30 Zähnen komplett. Bricht einmal ein Zahn ab, wächst er nicht nach, und die Wunde muss eventuell behandelt werden, um Infektionen zu vermeiden.
Zu Entzündungen kann es bekanntlich ebenfalls kommen, wenn Zähne und Zahnfleisch von Plaque, also von Zahnbelag, befallen sind. Der Mensch putzt sich dagegen die Zähne, die Katze kann das nicht. Zahnfleischentzündungen entstehen allerdings nicht immer durch zu wenig Pflege, sondern sind manchmal auch genetisch bedingt. Besonders anfällig sind zum Beispiel Rassekatzen wie die Maine Coon und die Norwegische Waldkatze. Doch Plaque kann auch Krankheiten wie die chronische Gingivitis (bakteriell ausgelöste Zahnfleischentzündung) auslösen, wobei vor allem das Zahnfleisch und Gewebe angegriffen werden. Im schlimmsten Fall müssen die betroffenen Zähne gezogen werden, da im weiteren Krankheitsverlauf auch die Wurzeln betroffen sind. Dennoch sagt Jutta Ziegler deutlich: «Statt grössere Fleischbrocken oder Knochen zu füttern, wird dem Tierhalter suggeriert, er müsse seinem Haustier täglich die Zähne putzen und/ oder ein Trockenfutter füttern, das die Zähne zusätzlich reinigt.»
Die Tierärztin, deren Theorien nicht von allen Katzenhaltern goutiert werden, spricht damit einen wichtigen Punkt an: die natürliche Ernährung. Denn davon abgesehen, dass Katzen Schlingfresser sind und Trockenfutter daher kaum zur Reinigung beiträgt, funktioniert die Zahnpflege in freier Wildbahn ja auch. Warum? Weil Raubkatzen ihre Beutetiere meistens komplett verspeisen, also inklusive der Knochen. Und diese sind nicht nur reich an Calcium, sondern der Karnivore reinigt beim Abnagen auch seine Zähne.
Deswegen gehören Knochen, beispielsweise Hühnerhälse oder Kalbsknochen, etwa einmal pro Woche auf den heimischen Speiseplan. Diese müssen roh sein, keinesfalls gekocht oder gegart und sollten so gross sein, dass sie nicht auf einmal heruntergeschluckt werden können. Bestenfalls haftet noch etwas Fleisch an ihnen, damit die Katze zum einen etwas zum Abnagen hat und damit zum anderen die Magensäfte zur besseren Verdauung angeregt werden. Von den im Fachhandel erhältlichen Kaustreifen rät Jutta Ziegler ab, da sie oft kaum Fleisch, dafür aber Zucker enthielten.
Quelle: weltdertiere.ch
Daniela Poschmann ist als freie Journalistin tätig und hat sich auf das spannende Themenfeld «Natur und Tiere» spezialisiert.