Katzenkinder – Körperliche Entwicklung und Sozialisation

Letzte Aktualisierung: 19. September 2024 Text: Ruth Lisa Knapp

In den ersten drei Monaten erwirbt ein Katzenjunges alles, was es fürs Leben braucht. Sprich nach der zwölften Woche sind alle Sinne voll entwickelt, sodass ein Kätzchen im Grunde alleine überlebensfähig ist. Dennoch schadet es nichts, wenn es noch eine Weile bei Mutter und Geschwistern verbleibt.

Die erste Woche

Nach neun Wochen Tragezeit kommen Katzenbabys als zahnlose, blinde und taube Welpen zur Welt. Sie wiegen zwischen 60 und 120 Gramm, können sich noch nicht selbst fortbewegen und nicht selbstständig Kot und Urin ausscheiden. 

Nach neun Wochen Tragezeit kommen Katzenbabys als zahnlose, blinde und taube Welpen zur Welt. Sie wiegen zwischen 60 und 120 Gramm, können sich noch nicht selbst fortbewegen und nicht selbstständig Kot und Urin ausscheiden. Geruchs- und Tastsinn sind bereits vorhanden, auch die Stimme kommt bereits zum Einsatz. Sobald die Mutter sie trockengeleckt hat, suchen die Jungen instinktiv nach den Zitzen und beginnen zu saugen, was den Milchfluss anregt. Die erste Milch, das Kolostrum, versorgt sie mit einem Infektionsschutz, der etwa acht Wochen lang anhält. Innerhalb kurzer Zeit beherrschen die Kleinen den Milchtritt. Mit ihren winzigen Pfötchen, die schon dünne Krallen tragen, bearbeiten sie den Mutterbauch und legen täglich an Gewicht zu. Es wurde beobachtet, dass jedes Junge eines Wurfs nach kurzer Zeit «seine» Zitze hat, an der es bevorzugt trinkt, was einiges an Gerangel mit den Geschwistern erspart. Instinktiv suchen die Kleinen den Körperkontakt zur Mutter und den Wurfgeschwistern und können ihr Wohlbefinden schon ab dem vierten Tag durch Schnurren ausdrücken. Die erste Lebensphase im Nest besteht also aus Trinken und Schlafen, die Mutter sorgt für alles und entfernt sich nur für kurze Zeit, um Nahrung aufzunehmen oder auszuscheiden.

Zweite und dritte Woche

Nach etwa acht bis zehn Tagen öffnen sich die Augen, die zunächst immer blau sind, und die Ohren richten sich allmählich auf. Die ersten Milchzähne erscheinen, Steh- und Gehversuche werden unternommen, durch häufiges Üben verbessert sich die Koordination der anfangs sehr tapsigen Bewegungen. Die zunächst starren Krallen können nun aus- und eingezogen werden, was beim Gleichgewichthalten hilft. Manchmal ist schon ein sanftes Fauchen zu hören. Die Mutter sorgt weiterhin für die Wärmeregulation, die Anregung der Verdauung und die Entsorgung der Ausscheidungen und achtet darauf, dass sich keines der Babys entfernt. Wer zu weit weggekrochen ist, wird im Nacken gepackt und im Maul zurückgetragen. Während des Transports zurück zum Zentrum des Geschehens nimmt das Kleine instinktiv eine unbewegliche, gekrümmte Haltung ein, die sogenannte Tragestarre.

Vierte bis neunte Woche

Nun beginnt die wichtige Prägephase, in der die Jungen nicht nur ihre Sinnesleistungen und ihre Motorik weiter verbessern, sondern auch nicht angeborenes Verhalten lernen, also sozialisiert werden. Soziale Spiele werden jetzt ganz wichtig, die Geschwister balgen und toben miteinander. So lernen sie, welche Aktion welche Reaktion hervorruft und können ihren Umgang mit Artgenossen besser regulieren; ausserdem wird erstes Beutefangverhalten geübt. Auch geeignetes Spielzeug hilft ihnen in dieser Phase, ihre arteigenen Fähigkeiten zu perfektionieren. Gleichzeitig geschieht die allmähliche Entwöhnung von der Muttermilch. Das Milchgebiss (26 Zähne) entwickelt sich weiter und ist in der achten Woche komplett, die Kätzchen können feste Nahrung fressen, flüssige Nahrung auflecken und selbstständig ausscheiden. Die Gewöhnung an die Katzentoilette gelingt meist innerhalb kurzer Zeit durch Nachahmung der Mutter oder mithilfe menschlicher Bezugspersonen. Die Jungen unternehmen Ausflüge ausserhalb des Nests, um die weitere Umgebung zu erkunden. Sie putzen sich selbst, können klettern, balancieren, sich anschleichen und springen.

Zehnte bis zwölfte Woche

Die Kätzchen, die inzwischen etwa ein Kilo oder mehr wiegen, nehmen ihre erwachsene Gestalt an, die Augen wechseln von Blau zur endgültigen grünen oder goldbraunen Farbe. Die Bindung an Mutter und Geschwister wird lockerer, wozu die Katzenmutter auch beiträgt, die sich nun immer öfter zurückzieht und ihre eigenen Wege geht. Nach der zwölften Woche sind alle Sinne voll entwickelt und alle fürs Überleben wichtigen Fähigkeiten erworben. Nun kann ein Katzenkind sein Leben alleine meistern, es schadet aber nichts, wenn es noch ein paar Wochen länger im Familienverband bleibt.


Fragen und Antworten

Darf man die Katzenbabys anfassen oder besteht die Gefahr, dass die Mutter sie dann nicht mehr annimmt?

Anders als bei manchen Wildtieren besteht diese Gefahr nicht. Der vorsichtige Kontakt (Streicheln mit dem Finger, kurzes Aufnehmen, Ansprechen) kann schon bald nach der Geburt beginnen. Nur wenn die Kleinen sich in der sensiblen Prägephase an Menschen gewöhnen können, werden sie sich ihnen später vertrauensvoll anschliessen. Andernfalls bleiben sie scheu und ängstlich.

Was ist zu tun, wenn die Mutter während der ersten Wochen stirbt?

Manchmal gelingt es, die verlassenen Kätzchen per Hand aufzuziehen. Dann muss der Mensch rund um die Uhr alle Pflichten übernehmen, vor allem in kurzen Abständen spezielle Aufzuchtmilch verabreichen, das Bäuchlein regelmässig massieren und das Katzenbaby permanent warmhalten. Eine andere säugende Katze als Amme ist die bessere Lösung.

Wann stehen die ersten Impfungen an?

Im Alter von 9 Wochen sollte eine Grundimmunisierung gegen Katzenseuche und Katzenschnupfen erfolgen, die in der 12. und 16. Woche wiederholt wird. Beim dritten Impftermin kann auch gegen Tollwut geimpft werden. Über weitere Impfungen, Auffrischungstermine und Entwurmung informiert Sie der Tierarzt.

Wie alt sollte eine Jungkatze sein, wenn sie in einen anderen Haushalt wechselt?

Manchmal werden Kätzchen mit sechs Wochen bereits abgegeben – das ist viel zu früh! Acht Wochen sollten das absolute Minimum sein. Wenn irgend möglich, wartet man bis zum Ende des dritten Monats. Viele Züchter geben die Jungtiere erst nach vier Monaten ab, wenn die Sozialisation mit Sicherheit abgeschlossen ist. Auch ältere Katzen lassen sich problemlos in einen neuen Haushalt integrieren.


Quelle: weltdertiere.ch
© Ruth Lisa Knapp ist freiberufliche Lektorin und Redaktorin